Zölle, was für Zölle? Ein völlig verwirrter US-Präsident mit abstrusen wirtschaftspolitischen Vorstellungen, das kann eigentlich nicht gut gehen. Und genau dieses Bild zeichnet auch die Entwicklung der Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks.
Nachdem die amerikanischen Aktien in den vergangenen beiden Jahren 2023 und 2024 mit großem Vorsprung die Hausse an den Kapitalmärkten anführten, so schnell kehrte sich das Bild ins Gegenteil. Ohne Not zerstörte Donald Trump mit den Themen Migration, Steuern und Zöllen eine intakte Volkswirtschaft, die mit einem stabilen Arbeitsmarkt und – in der westlichen Welt – fast ausnahmslos einzigem Land mit positiven Wachstumsraten auf dem Gaspedal stand und florierte.
Das war dann auch der Startschuss für das Comeback der europäischen und allen voran der deutschen Aktien.
Getragen durch die Hoffnung einer grundlegend politischen Wende in Deutschland, sowie die Notwendigkeit für Europa, sich ohne den Partner USA verteidigungspolitisch neu aufzustellen, profitierten die Börsenkurse der Branchen, die als Gewinner der wirtschaftspolitischen Neuausrichtung gelten. Allen voran Titel der Rüstungsindustrie, aber auch – endlich einmal wieder – Aktien der 2. Börsenreihe konnten eine erfreuliche Entwicklung verzeichnen. In einer Welt, in der die US-Börsen etwa 75% der weltweiten Aktienindizes ausmachen, ist Risikodiversifikation in andere Märkte und Regionen angezeigt.
Investoren, die global in den MSCI World Index investierten, erlitten im 1. Quartal einen Verlust von knapp 6,2%. Das Krisenmetall Gold legte einmal mehr deutlich zu und bescherte den Anlegern einen Kursgewinn von etwa 19%. Aufgrund der Schwäche des US-Dollar profitierten Euro-Anleger hier sogar noch deutlicher von der Flucht in die Sicherheit. Die andere vermeintliche „Fluchtwährung“ Bitcoin hingegen enttäuschte in volatilen Marktphasen erneut und fiel in USD um gut 12%.
Das neue deutsche Schuldenpaket hat an den Rentenmärkten seine Spuren hinterlassen. So erlebte die 10-jährige Bundesanleihe zwischenzeitlich den stärksten Renditeanstieg seit der deutschen Wiedervereinigung, ehe die sich deutlich eintrübenden konjunkturellen Perspektiven zu einer Gegenbewegung führten. Auf Quartalssicht stieg die Rendite von 2,37% auf knapp 2,75%. Der europäische Rentenmarktindex Iboxx EuroOverall Total Return büßte demnach moderate 0,87% ein.
Sehr ordentlich verlief das Auftaktquartal für unseren globalen Mischfonds Eichler & Mehlert Balanced Strategie, der mit einem Plus von 3,12% von der verstärkten Ausrichtung auf europäische Aktienwerte profitieren konnte.
Auch mit der Entwicklung unseres Rentenfonds Premium Bonds Select können Investoren zufrieden sein. Mit einem minimalen Wertverlust von 0,08% konnten wir uns dem schwachen Rentenmarktumfeld fast vollständig entziehen.
Die zentrale Frage lautet: worauf müssen wir uns in den nächsten Monaten weiter einstellen?
Über Generationen hinweg waren die USA der weltweite Garant für Freiheit, sprich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und gerade diese freiheitliche Welt steht innenpolitisch aufgrund der Missachtung jeglicher Rechtstaatlichkeit enorm unter Druck. Das Weiße Haus wird – auch aus Sicht vieler Amerikaner – durch die Art und Weise der Amtsführung durch Donald Trump stark beschmutzt. Unseres Erachtens isolieren sich die USA durch diese Politikführung und werden hierfür einen entsprechenden Preis zahlen müssen, findet dort nicht ein Umdenken und Einlenken statt.
Denn was wird passieren? Die großen Handelsnationen werden Wege suchen, sich vom bisherigen Partner USA loszusagen und sog. Freihandelsabkommen schließen. Insbesondere für China bietet dieses Szenario die Chance, seine wirtschaftliche Stellung wieder auszubauen. Durch das Seidenstraßenprojekt und die weit über die Kontinente gestreuten Aktivitäten Chinas verfügen Sie über eine erhebliche Machtposition, den USA die Stirn zu bieten.
Ein deutliches – und sehr cleveres – Signal setzten die Chinesen bereits in den letzten Tagen. Donald Trump ignoriert völlig, wer eigentlich in den letzten Jahren das Wirtschaftswachstum der USA finanziert hat. Die Hauptgläubiger Amerikas sitzen fast ausnahmslos in Asien, und hier allen voran in China und Japan. Es gibt feste Termine, zu denen die USA ihre Staatsanleihen in die sog. Auktion geben. Hier waren die Chinesen stets fester und verlässlicher Abnehmer der Papiere. Zum letzten Termin sind die Chinesen dann einfach gar nicht erst erschienen, was zur Folge hatte, dass die Nachfrage nach US-Treasuries kaum stattfand. Dies zeigte sich dann auch unverzüglich in den Renditen. Eine schmerzvolle Erfahrung für die Amerikaner, die es stets gewohnt waren, mit bester Bonität ein gerngesehener Schuldner zu sein. Da wundert es schon wenig, dass eine Zollentscheidung schnell mal ausgesetzt wird……
Und nicht nur auf diesem Feld überschätzt sich Donald Trump. Denn China hat seit den westlichen Sanktionen auch durch die Abhängigkeit Russlands vom großen asiatischen Bruder in Sachen Ukrainekrieg eine entscheidende Rolle. Es stellt sich die Frage, wer diesen Krieg überhaupt beenden kann. Sind es wirklich die USA, die die Fäden ziehen, oder ist es nicht auch hier das eher stille China?
Aber zurück zu den Kapitalmärkten. Wichtige Teile der seit Jahrzehnten gewachsenen globalen Lieferbeziehungen werden zusammenbrechen und eine Vielzahl von Unternehmen in ernste Schwierigkeiten bringen. Das weltweite Wirtschaftswachstum wird deutlich unter Druck geraten und die Inflation - insbesondere in den USA - wird nachhaltig ansteigen. Damit dürfte am Ende vor allem der US-Verbraucher die Zeche für Trumps Handelspolitik zahlen.
Doch bei Trump und seinen Gefolgsleuten weiß niemand, ob diese Maßnahmen in der nächsten Woche noch gültig sind. Gewiss ist, dass diese Zollpolitik in eine Rezession führen wird. Das macht die Arbeit der Notenbank nahezu unmöglich, denn eigentlich müsste die Rezession mit aggressiven Zinssenkungen bekämpft werden. Doch steigender Inflationsdruck aus Zöllen und einem gewollt schwachen USD verlangen nach einer restriktiven Geldpolitik. Aber vielleicht löst Donald Trump dieses Problem auf seine Weise und streicht schlicht die Unabhängigkeit der Notenbank und übernimmt die Geldpolitik gleich selbst.
Die Reaktion der Kapitalmärkte ist jedenfalls eindeutig: Die Verluste an den amerikanischen Märkten haben sich jüngst deutlich ausgeweitet, der US-Dollar ist weiter abgesackt und der Rentenmarkt preist deutliche Zinssenkungen ein.
Auch die bisherigen Kursgewinne in Europa sind mittlerweile wieder dahin. Ein globaler Handelskrieg kennt eben nur Verlierer. Die Welt ist gehörig in Unordnung geraten und wir erleben wieder einmal eine Zeitenwende, die man sehr wahrscheinlich später als historisch einordnen wird. Derzeit lässt sich nur sehr schwer abschätzen, wer Gewinner und wer Verlierer dieses Umbruchs sein wird. Bedenklich ist, dass die US-Administration scheinbar alles daransetzt, nachhaltig Vertrauen zu zerschlagen.
Wir haben also Grund, besorgt und vorsichtig zu agieren. Panik, wie sie in den vergangenen Tagen an den Börsen vorherrschte, war aber noch nie ein guter Ratgeber. Absehbar ist jedoch, dass die USA eine Rezession und steigende Inflationsraten sehen werden. Verbraucher und Investoren werden sich aufgrund der chaotischen Wirtschaftspolitik zurückhalten und Vorsicht walten lassen. Stoppen kann diese Abwärtsspirale wohl nur der Markt, der aktuell bereits ernste Warnsignale aussendet. Die Ausnahmestellung der US-Börsen, die bisher für etwa ¾ der Weltmarktkapitalisierung stehen, dürfte wohl deutlich relativiert werden. Dennoch wird mangels Alternativen die Vormachtstellung der US-Technologiewerte erhalten bleiben.
Wenn jetzt die Weichen richtig gestellt werden, hat Europa das Potential, eine neue Wachstumsdynamik zu entfachen. Zwar wird auch die europäische Konjunktur massiv unter einem globalen Handelskrieg leiden, aber wenn der Kontinent jetzt die richtigen Schwerpunkte setzt, kann Europa vom enormen Vertrauensverlust in die USA durchaus profitieren.
Elementare Voraussetzung hierfür ist, dass Deutschland als größte europäische Volkswirtschaft vom Bremser zum Motor dieser Entwicklung wird. Der anstehende Regierungswechsel bietet dazu eine einmalige Chance. Hoffen wir also, dass trotz der derzeit bestehenden Zweifel ein echter Politikwechsel eingeleitet wird. Dann kann die derzeitige Depression an den Börsen eine gute Möglichkeit für langfristig ertragreiche Anlagen bieten.
Vor diesem Hintergrund bleiben wir insbesondere in den Branchen engagiert, die von dem neuen Maßnahmenpaket profitieren. Hierzu zählen neben Rüstungswerten im Schwerpunkt die verschiedenen Sektoren der Infrastruktur wie klassische Infrastruktur sowie der Ausbau unserer Digitalisierung in der Fläche. Die aktuellen Kurskorrekturen bieten für mittel- und langfristig orientierte Anleger unseres Erachtens aber auch Einstiegsmöglichkeiten.
Düsseldorf, im April 2025