Nach dem furiosen Start an den Aktienbörsen zu Jahresbeginn war das 2. Quartal im Wesentlichen von der Konsolidierung der erreichten Kursniveaus geprägt. Als Strohfeuer entpuppten sich wieder einmal die erwarteten Senkungen der Notenbankzinsen. Daran konnte auch die erste kleine Zinssenkung der EZB, die ihre Schlüsselzinssätze um jeweils 0,25% senkte, wenig ändern. So richtete sich der Blick der Börsianer einmal mehr auf die Entwicklung der Konjunktur und der Unternehmensgewinne.
Vor diesem Hintergrund gab der deutsche Aktienindex DAX im 2. Quartal um knapp 1,4% nach, kommt aber im Jahresverlauf immer noch auf ein sehr respektables Kursplus von 8,9%. Leicht besser entwickelte sich der EuroStoxx 50 mit einem Plus von 11,1%, obwohl er im 2. Quartal aufgrund der Turbulenzen in Frankreich nach der Europawahl ein Minus von 1,6% verzeichnete.
Wieder einmal dynamischer verlief die Kursentwicklung in den USA. Hier konnte der marktbreite S&P 500 im 2. Quartal noch einmal um 3,9% und die Technologietitel des Nasdaq 100 um 7,8% zulegen. Im Halbjahr summieren sich die Gewinne damit auf 14,5% (S&P 500) und 17% (Nasdaq 100). Dabei stellt die Entwicklung einzelner Technologieschwergewichte nahezu alles andere in den Schatten. So legte die Chipaktie Nvidia in den ersten 6 Monaten des Jahres um weitere knapp 150 % zu. Ohne die als „glorreichen Sieben“ titulierten Technologieaktien bleibt die Entwicklung der US-Börsen hinter den europäischen Märkten leicht zurück. So weist der S&P 493 (ohne die sieben Tech-Schwergewichte) lediglich ein Plus von knapp 7,3% im 1. Halbjahr auf.
Freuen können sich Anleger in US-Wertpapieren darüber hinaus über einen Währungsgewinn von gut 2,4 %, da der Euro gegenüber dem US-Dollar entsprechend nachgab. Damit reagierten die Devisenmärkte auf die derzeit sehr unterschiedlichen konjunkturellen Perspektiven dies- und jenseits des Atlantiks.
Während die US-Konjunktur aktuell noch ein sehr robustes und stabiles Wachstum signalisiert, kommt Europas Wirtschaftswachstum kaum von der Stelle. Belastend wirkt hier, dass die deutsche Wirtschaft als mit Abstand größte Volkswirtschaft der Eurozone das absolute Schlusslicht bildet und derzeit leider keinerlei Anzeichen einer Erholung zu erkennen gibt. Dementsprechend unterschiedlich stellt sich auch die Entwicklung der Inflation und der Leitzinsen dar.
Während der Preisdruck in den Vereinigten Staaten - auch aufgrund der enormen Staatsdefizite - weiterhin relativ hoch ist, nähert sich die Inflation in der Eurozone dem Zielwert der Zentralbank von 2 % langsam an. Das schafft Spielraum für die EZB, so dass man im Laufe des Jahres mit zwei weiteren Zinsschritten rechnen kann.
Das eröffnet Chancen für Anleger in festverzinslichen Wertpapieren, die im 1. Halbjahr eher enttäuscht wurden. Da die Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen im Jahresverlauf von etwa 2,0 % auf 2,5 % zum Ende des 2. Quartals anzogen, notieren die relevanten Rentenindizes entgegen vielen Erwartungen leicht im Minus. So gab der europäische iBoxx Overall Rentenindex um gut 1,3 % nach.
Obwohl zahlreiche Anleger aufgrund der guten Wertentwicklung ihre Gewinne teilweise realisiert haben, kletterte Gold erneut auf neue Rekordstände. Seit Jahresbeginn stieg die Notierung für die Feinunze Gold um +12,8% auf über 2.300 USD.
Unser flexibler Mischfonds Eichler & Mehlert Balanced Strategie behauptete trotz der leicht rückläufigen Marktentwicklung im 2. Quartal seine erfreuliche Entwicklung und weist zum Halbjahresende ein Plus von +7,46% auf. Auch unser europäischer Rentenfonds Premium Bonds Select konnte sich der rückläufigen Tendenz an den Rentenmärkten entziehen und ein positives Ergebnis von +0,44 % erreichen.
Diese ruhige und per Saldo sehr freundliche Entwicklung an den Börsen mag angesichts der zahlreichen geopolitischen und damit auch weltwirtschaftlichen Probleme verwundern. Zahlreiche Fragestellungen bewegen die Politik, aber auch die Wirtschaft: Kommt es im November in den USA zum erneuten Duell Donald Trump gegen Joe Biden? Wie geht es politisch in Europa weiter? Blickt man auf die Europawahl und damit auf die Neuwahlen in Frankreich sowie die jüngsten Parlamentswahlen in den Niederlanden, so stehen sich linke und rechte Lager gegenüber. Ganz zu schweigen von Ungarn, das aus seinen politischen Ambitionen Richtung Moskau und China keinen Hehl macht.
Mit Blick auf die Kapitalmärkte gilt derzeit noch immer das Bonmot von den „kurzen Beinen der Politik an den Börsen“. Denn die Börse bewertet zuallererst fundamentale konjunkturelle und wirtschaftliche Perspektiven. Und die scheinen bei vielen Unternehmen noch intakt zu sein. Nach den Schocks durch die Corona-Pandemie und dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine mit all ihren Implikationen auf Lieferketten und die Inflation scheint die Weltwirtschaft wieder Tritt gefasst zu haben. Befeuert durch gigantische Konjunkturprogramme in den USA zeigt sich die US-Wirtschaft anhaltend robust und nahezu immun gegen die hohen Leitzinsen der Notenbank. Auch wenn die jüngsten Wirtschaftsdaten eine etwas schwächere Tendenz aufweisen, sind die Vereinigten Staaten der Konjunkturmotor der Welt.
Unverändert schwach zeigt sich hingegen die Volksrepublik China, die noch immer unter dem Platzen der dortigen Immobilienblase leidet. Selbst massive Stützungsmaßnahmen der KP Chinas verfehlen derzeit ihre Wirkung.
Irgendwo dazwischen befindet sich Europa, das in der Gesamtbetrachtung durchaus respektable Zahlen aufweist. Leider belastet hier die Situation in Deutschland doch erheblich. Die politischen Versäumnisse der letzten Jahrzehnte und die aktuelle Wirtschaftspolitik lähmen unser Land. In zu vielen Bereichen ist die deutsche Wirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig und die Politik trotz vollmundiger Versprechungen von „Wachstumsturbo“ und „Doppel-Wumms“ derzeit nicht zu zukunftsweisenden Reformen bereit.
Im Portfoliomanagement achten wir daher dezidiert darauf, welche Unternehmen einen sehr starken geschäftlichen Schwerpunkt in Deutschland haben und investieren in unserem Heimatmarkt nur sehr selektiv. Chancen ergeben sich derzeit aus unserer Sicht eher im europäischen Ausland und insbesondere in den USA. Zwar sind hier die Bewertungen vielfach ambitioniert, aber die wirtschaftlichen Perspektiven – insbesondere im Bereich der Technologiewerte unter dem Stichwort Künstliche Intelligenz – weisen eine deutlich bessere Dynamik auf.
Nach dem für Investoren per Saldo sehr erfreulichen ersten Halbjahr legen die Märkte in den Sommermonaten erfahrungsgemäß erst einmal eine etwas ruhigere Gangart ein. Ob das auch für die vor uns liegenden Wochen gilt, hängt sicher auch von zahlreichen politischen Ereignissen ab, denen wir uns aktuell gegenübersehen. Früher oder später fokussiert sich der Kapitalmarkt wieder auf die fundamentalen Rahmendaten. Und die weisen aufgrund des etwas schwächeren weltwirtschaftlichen Wachstums und der tendenziell weiter sinkenden Inflationsraten auf eine weitere Lockerung der noch immer restriktiven Geldpolitik der Notenbanken. Vor diesem Hintergrund sehen wir die Aktienmärkte generell gut unterstützt und sehen darüber hinaus Opportunitäten für Anleger in festverzinslichen Wertpapieren.
Kritisch blicken wir auf die enorme Schuldenlast, die mittlerweile auf vielen Staatshaushalten lastet und die Handlungsfähigkeit der Regierenden und insbesondere die der künftigen Generationen massiv einschränkt. Wesentliche Zukunftsthemen müssen angestoßen werden, um der Wirtschaft einen verlässlichen Handlungsrahmen zu geben. Hier erwarten wir weitaus mehr Mut, als bisher geschehen. Wir dürfen die nachfolgenden Generationen nicht überbelasten, dies wäre kontraproduktiv. Nur wenn breite Bevölkerungsschichten wieder Vertrauen in die Politik gewinnen, werden wir konstruktive Lösungen auf der Basis unserer sozialen Marktwirtschaft erarbeiten können, ohne an den Grundfesten unseres Wirtschaftssystems zu rütteln.
Wir wünschen Ihnen eine ruhige und entspannte Sommerzeit und behalten auch in den kommenden Wochen Ihr Portfolio für Sie im Blick!
Düsseldorf, im Juli 2024